Nachdem wir San Carlos de Bariloche und den wunderschönen Cerro Tronador hinter uns gelassen haben, geht es weiter Richtung Süden. Andere Reisende haben uns ein Sportklettergebiet bei Esquel empfohlen und das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Piedra Parada:  Davon hatten wir zugegebenermaßen noch nie gehört, aber es scheint wohl das Sportkletter-Mekka Argentiniens zu sein. Aufgeregt und in Kletterlaune fahren wir also weiter nach Esquel. Nach ein bisschen hin und her zwischen dem Club Andino und der Touristeninformation finden wir endlich den Kletterführer für Piedra Parada und den Buitrera Canyon (für alle Suchenden: beim Sportgeschäft Parallelo 42 kann man diesen kaufen).

Schon der Weg nach Piedra Parada ist faszinierend. Durch die karge Landschaft schlängelt sich ein von saftig grünen Bäumen gesäumter Fluss und lässt diese Gegend fast unwirklich erscheinen. Als wir darüber hinaus noch Flamingos und einen Vogelstrauß erspähen, können wir endgültig nicht mehr aufhören zu grinsen.

Plötzlich sehen wir Piedra Parada, den berühmten „stehenden Stein“.  In der Mitte des Tales ragt dieser 200m hohe Felsblock, wie aus dem Nichts, in die Höhe. Die Kletterrouten, die auf diesen Block führen, sind uns leider zu schwer. So spazieren wir interessiert um ihn herum, nur leider ohne den festen Boden zu verlassen.

Der Piedra Parada markiert auch den Eingang zum Cañadón de La Buitrera. Als wir den Canyon mit seinen bis zu 150m hohen Wänden betreten, ist der für Patagonien so typische Wind kaum mehr zu spüren. Beeindruckt von den verschiedenen Felsformationen, starten wir eine kleine Erkundungstour. Gleich am Beginn des Canyons liegt eine Art Höhle,  in der 5000 Jahre alte Fundstücke der Ureinwohner entdeckt wurden. Bei unserem weiteren Spaziergang zum Ende das Canyons malen wir uns aus, wie das Leben hier damals wohl ausgesehen haben könnte.

Der Canyon bietet unzählige Klettertouren und wir sehen uns schon einmal die Routen für die nächsten Tage an. Man könnte hier vermutlich wochenlang klettern, geschweige denn wie viel Zeit man damit verbringen könnte, neue Routen einzurichten. Wir sind uns aber sofort einig, dass dieser Ort, unabhängig davon ob man Kletterer ist oder nicht, einen Besuch wert ist.  Und als wir die süßen Vizcachas (übersetzt: Hasenmäuse) entdecken, die hier in den Höhlen leben und an den Felsen herumturnen, können wir uns fast nicht losreißen.

Nach unserer längeren Kletterpause (das Autobauen hat ja nicht nur Vorteile), heißt es erst einmal sich wieder langsam vorzutasten. Obwohl die meisten Routen recht passabel abgesichert sind, stellen uns die doch weiten Hakenabstände unsere zarte Kletterpsycho ganz schön auf die Probe. Trotzdem macht uns die Kletter von Tag zu Tag mehr Spaß. Hier findet man wirklich alles, was das Herz begehrt. Von Plattenkletterei bis zu waagrechten Überhängen mit besten Griffen, welche man sonst nur aus Kletterhallen kennt, ist alles dabei. Unsere Finger, Füße und vor allem die Haut werden ganz schön in Mitleidenschaft gezogen.

Doch hier ist für alles gesorgt und so bietet der Fluss direkt vor dem Canyon, eine frische Abkühlung und Abwechslung vom Klettern.  Die Zeit vergeht wie im Flug und wir schätzen es beide, eine Zeit lang an einem Ort zu verweilen. Bei unserer letzten Reise hatten wir einen strikteren Zeitplan (auch wegen der Visa) und hatten oft das Gefühl, weiter zu müssen. Das wollten wir diesmal anders machen und Piedra Parada ist die perfekte Gelegenheit, dies in die Tat umzusetzen.

Wir fühlen uns hier richtig wohl und als Hände und Füße nach einem Pausetag flehen, genießen wir die Landschaft am Fluss. Klemens nützt die Zeit um weiter an unserer Wasserinstallation zu basteln, denn den Wassertank hatten wir zu Hause nicht mehr angeschlossen.  Mitten unter der Arbeit, als das Werkzeug sowie 50% des Autoinhaltes vor dem Auto verstreut liegen, ändert sich das Wetter schlagartig und ein Sandsturm bricht über uns herein. Als wollte uns das Universum mitteilen, dass jetzt langsam genug gebastelt wurde – das ist zumindest meine Deutung 😉.  Innerhalb einer halben Stunde ist das Spektakel jedoch vorüber, die Sonne scheint und außer unserem sandgefüllten Auto und ein paar umgeworfenen Zelten ist alles wieder friedlich.

Die Zeit vergeht und die ursprünglich eingeplanten drei Tage werden zu einer Woche, bevor wir uns wieder auf den Rückweg nach Esquel machen.

Nachdem wir die wüstenartige Landschaft bei Piedra Parada kennengelernt haben, wollen wir uns westlich von Esquel umschauen. Am Lago Futalaufquen angekommen, zeigt sich uns ein bizarrer Kontrast: Seen, schneebedeckte Berglandschaft und Regenwald –  gerade einmal 150 km von der trockenen Ebene im Osten entfernt.

Trotz des Regens lassen wir uns nicht abhalten die Gegend ein wenig zu erkunden. Die hier wachsenden alten Bäume, genannt „Alerces“, sind teilweise tausende Jahre alt. Das Alter des „el Abuelo“ (übersetzt: der Großvater), dem ältesten Baum im Nationalpark, wird auf 2600 Jahre geschätzt.

Hier erst realisieren wir, dass unser letzter Regentag fast schon drei Wochen zurückliegt und auch wenn das Programm bei schlechtem Wetter etwas eingeschränkt ist, genießen wir die feuchte Luft. Wir bleiben noch zwei Nächte, doch als der Wetterbericht keine Besserung verspricht, beschließen wir, uns auf den Weiterweg zu machen.