Unser nächster Tag führt uns bereits an die argentinische Grenze und in das nahe gelegene Örtchen Gualeguaychú, dessen Namen wir uns einfach nicht merken können.
Bei einer ausgiebigen Grillerei schmieden wir unsere ersten Pläne für die nächsten Tage. Vor allem ein paar grundlegende Dinge wollen erledigt werden: Geld wechseln, Gas für den Kocher besorgen, Kühlschrank anschließen…
Während unserer Weiterfahrt erledigen wir eins nach dem anderen und in Neuquén angekommen, gönnen wir uns ein paar Tage Pause und bringen auch ein bisschen Ordnung in unser Auto. Immerhin hatte ich beim Packen alles irgendwie hineingestopft und das macht das Finden und auch Wiederverstauen von Dingen etwas schwierig. Klemens hat zu Hause noch vorgesorgt und für die Trennwände in den Staukästen ein paar Holzplatten und Aluwinkel ins Auto geworfen- zum Glück, denn ohne Einteilungen droht man in den riesigen Staufächern fast zu verschwinden.
Noch dazu sind ja jetzt ein paar Wochen ohne Bauen vergangen und ich nehme an Klemens braucht wieder seinen „Schuss“.
Ab und an helfe ich ihm ein bisschen, aber der Swimmingpool nebenan macht mir bei 40°C und Sonnenschein sichtlich mehr Spaß.
Wir wollten hier auch noch unseren Wassertank endgültig anschließen, jedoch hat eine spezielle Mutter offensichtlich nicht den Weg nach Südamerika gefunden. Mit Händen und Füßen, Google Übersetzer und Zeichnungen versuchen wir einen Ersatz in Neuquén zu finden. Trotz der netten und hilfsbereiten Leute, gelingt es uns leider nicht. Wir beschließen das Problem zu vertagen und vorerst einfach weiterzureisen. Immerhin müssen wir ja auch für Klemens ein paar Dinge zum Bauen übrig lassen.
Ausgeruht und neu sortiert tuckeln wir weiter Richtung Bariloche. Wir staunen einmal mehr über die Größenverhältnisse in diesem Land. „Schnell“ mal nach Bariloche heißt einmal quer durch Europa 😀
Nach grünen Wiesen mit grasenden Kühen folgen hunderte Kilometer Steppe mit 45°C, bei der man inständig hofft keine Autopanne zu haben. Zwischen wenigen kleinen Ortschaften zeigt sich die endlose Weite Argentiniens, die man auf einem Foto kaum einfangen kann.
Als der Thermometer droht die 50°C Marke zu überschreiten, beginnt auch unser Guffi unter der Hitze zu leiden. Um ihn bei den hügeligen Passagen zu unterstützen und etwas Hitze aus dem Motorraum abzuleiten, schaltet Klemens die Heizung ein. Bei Ober- und Unterhitze gargekocht, dem „Hitzezorn“ gefährlich nahe, ändert sich glücklicherweise die Landschaft. Grüne Nadelwälder mit blauen Seen und Flüssen bestimmen die Landschaft und verschaffen uns drei Abkühlung.
Als am Horizont die ersten schneebedeckten Berge auftauchen, erinnert uns die Landschaft zunehmend an zu Hause. Bariloche liegt wunderschön zwischen diesen Bergen und einer blauen Seenlandschaft. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass diese Stadt eine Menge Touristen und vor allem Backpacker anzieht.
Bei einem Stadtbummel schmunzeln wir über das an beinahe jeder Ecke angepriesen Fondue und die Menge an Schokolade in den Schaufenstern. Um den Massen ein wenig zu entkommen, fahren wir ein Stück aus der Stadt hinaus Richtung Berge und campen in Villa Catedral am Fuße des Skigebietes.
Dies ist auch der Ausgangspunkt für diverse Trekkingtouren und Wanderungen. Außerdem gelangt man von hier zum Refugio Frey, wo zahllose steile Granittürme die Alpinkletterer aus aller Welt anziehen.
So packen auch wir am nächsten Morgen unseren Rucksack und beschließen die Gegend um das Refugio zu erkunden. Die dortige Kletterei ist für uns leider etwas zu schwierig, aber wir nehmen dennoch vorsichtshalber unsere Klettersachen mit- vielleicht findet sich ja ein leichteres Türmchen.
Der Weg zum Refugio ist gut ausgetreten und führt durch einen kühlen und lichten Wald hinauf zum Refugio. Dort angekommen staunen wir über die imposanten Felsformationen und sehen gebannt ein paar Seilschaften beim Klettern zu. Wir spazieren vorbei an der Laguna Toncek zu den kleineren Türmchen und einer davon lässt sich sogar bezwingen. Weiter gehts von hier über eine kleine Steilstufe zur Laguna Schmoll, wo wir uns eine Pause und eine kurze Abkühlung gönnen, bevor wir weiter hinauf zum Bergkamm und dann zurück zum Skigebiet zu gehen. Allerdings stellt sich heraus, dass der Weg „dem Kamm entlang“ mindestens genauso lang ist wie der Hinweg und so kommen wir erst am Abend beim Auto an.
Die Lust aufs Klettern hat uns bei diesem Ausflug wieder gepackt und nach ein paar Tipps von anderen Reisenden finden wir einen schönen Sportklettergarten am Cerro Martin mit wunderschönem Blick über den Lago Gutiérrez.
Unser grober Plan ist es weiter Richtung Süden zu kommen um vielleicht noch halbwegs gute Wetterbedingungen in El Chaltén und Ushuaia anzutreffen. Doch wir wollen uns auch nicht beeilen und an den schönen Plätzchen Argentiniens vorbeihuschen. Nachdem wir Bariloche hinter uns gelassen haben, biegen wir kurz darauf Richtung Pampa Linda und Cerro Tronador ab. Nach einigen Kilometern Schotterstraße, vorbei am tiefblauen Lago Mascardi, zeigt sich uns der Cerro Tronador bei bestem Wetter.
Am liebsten würden wir sofort aufbrechen, aber eine Besteigung ist nur mit Bergführer erlaubt, sodass wir davon absehen. Der Ausblick vom Tal aus entschädigt uns aber ausreichend.