Alles nördlich von Bariloche ist für uns Neuland, von hier aus sind wir letztes Jahr in den Süden gefahren.

Begleitet von Nebel und Regenwetter fahren wir entlang der Ruta Siete Lagos in den Norden. Schade, denn bei Sonnenschein muss diese Strecke ein Traum sein. Wir kommen an San Martin de los Andes vorbei und dieses kleine Örtchen gefällt uns sofort. Dass wir hier zum ersten Mal Sushi bekommen und den besten Vanillekrapfen überhaupt genießen dürfen, hat damit aber nichts zu tun. 😉

Nun hat der Herbst richtig eingeschlagen. Die Berggipfel sind schneebedeckt, über den Seen stehen tiefe Nebelfelder und auch die Nächte werden schon deutlich kälter. Perfektes Wetter also für einen Besuch der heißen Quellen “Termas De Queñi” im Parque Nacional Lanín.

Nach einem kleinen Spaziergang kommen wir im „Reisehimmel“ an. Der heiße Bach sprudelt uns entgegen und mehrere Becken mit unterschiedlicher Temperatur laden zum Baden ein. Erst als es schon dunkel und wir ganz schrumpelig sind, können wir uns losreißen und marschieren, frisch gebadet und glücklich zum Auto retour, wo ein leckeres Kürbiscurry den Tag perfekt macht.

Von San Martin de los Andes ziehen wir recht zügig weiter.

Pit und Nicole (@swissoverlander.ch) sind uns etwas voraus, doch haben wir abgemacht, dass wir uns im Norden der Provinz Neuquén treffen, um gemeinsam die Varvarco- Barrancas Route zu fahren.

Zwischen uns steht noch der Volcán Lanín. Die mächtige Pyramide sieht man schon von Weitem. Nun, nach der letzten Schlechtwetterperiode komplett in Schnee gehüllt, fragen wir uns, ob wir schon zu spät für eine Besteigung sind.

In knackigen 10 km führen die 2.600 hm steil hinauf zum Gipfel. Nach der Erlaubnis vom Parkranger (der auch tatsächlich all unsere Ausrüstungsgegenstände durchsieht und kontrolliert) starten wir wieder frühmorgens hinaus in die kalte Nacht.

Obwohl wir früher als erwartet auf den ersten Schnee treffen, kommen wir gut vorwärts. Als wir bei der zweiten Hütte bzw. Biwakschachtel ankommen, verkriechen wir uns vor dem Wind, machen eine Frühstückspause und schmelzen etwas Schnee für den Weiterweg (da es hier am Berg ansonsten kein Wasser gibt).

Kurz nachdem wir weitergehen, geht hinter uns die Sonne auf .. und was für ein Sonnenaufgang das wieder ist! An solchen Momenten kann man sich wohl nie satt sehen.

Der Weg wird etwas mühsamer, der Berg steiler und der Schnee tiefer. Die letzten Meter hinauf sind ganz schön anstrengend, doch dann haben wir es geschafft. Wir stehen am Gipfel auf 3.747 m und sind die Einzigen auf diesem Berg! Von hier oben hat man eine fantastische Aussicht, die Berge von Chile lachen zu uns herüber und der Blick über all die anderen Vulkane der Gegend ist einfach nur atemberaubend.

Noch am selben Abend lassen wir den Volcán Lanín hinter uns und machen uns auf zu Nicole und Pit (man weiß ja, wie pünktlich die Schweizer sind). Um sie nicht länger warten zu lassen, wählen wir eine schnelle Route hinauf in den Norden und planen später noch einmal zurückzufahren, um uns hier,  im Herzen Neuquéns, noch einmal genauer umzusehen.

Die große Wiedersehensfreude erhält aber einen Dämpfer. Pit und Nicole hängen in las Ovejas fest. Die Stoßdämpferaufnahme ihres VW Busses Piccolo ist gebrochen und an eine Weiterfahrt nicht zu denken. Doch hier in diesem kleinen Dorf und mithilfe der geschickten Argentinier, schaffen es die Jungs den Schaden notdürftig zu beheben. Und das so stabil, dass wir es wagen, doch noch die Strecke gemeinsam anzugehen. Beziehungsweise soweit wir eben kommen, denn auch hier sind die Berge in Schnee gehüllt und der Pass auf über 2.800 m wohl kaum noch zu befahren. Wir wollen aber versuchen, uns zumindest bis zur Laguna Varvarco durchzukämpfen.

Gemeinsam starten wir in unser nächstes Abenteuer, der Stoßdämpfer scheint zu halten und die Freude ist riesengroß.

Die Straße (RP 54)  führt uns in einer wunderschönen Landschaft höher in die Berge hinauf und auf unserem Wer passieren wir etliche Gauchos, die ihre Ziegen und Schafe hinunter ins Tal bringen. Vorbei an den kleinen, nun verlassenen Hirtenhüttchen wird die Gegend immer karger und kurz vor der Laguna erreichen wir den Schnee.

Die schneebedeckten Berge lassen die beiden Seen noch wilder und einsamer erscheinen und wir wollen uns am Ufer nach einem Platz umsehen. Wir fahren voraus, als wir plötzlich merken, wie sehr der Schnee die Straße aufgeweicht hat und dass der Untergrund viel weicher und schlammiger ist, als es ausgesehen hat. Selbst zu Fuß sinken wir ein und rutschen weg. Mit einem mulmigen Gefühl hoffen wir, dass wir es wieder zurück hinauf schaffen.

Wie erleichtert sind wir, als sich unser G beim zweiten Versuch einfach aus dem Schlamm wühlt. Einmal mehr sind wir von unserem Auto überrascht und begeistert und alle heilfroh, dass Pit und Nicole so klug waren mit ihrem Auto erst mal oben abzuwarten.

Wir schlagen unser Nachtlager am unteren der beiden Seen,  der Laguna Varvarco Tapia auf und der Tag endet mit einem sensationellen Sonnenuntergang

Der Weiterweg zum Pass hinauf liegt schneebedeckt vor uns und doch wollen Klemens und ich es versuchen, neugierig, wie weit wir wohl kommen und wie es dort hinten wohl aussehen mag. Wir verabschieden uns von Pit und Nicole, nicht sicher, wann wir sie wiedersehen werden, da sie bald den Heimweg antreten, um den Sommer in der Schweiz zu verbringen.. um sich von den Strapazen des Vollzeitreisens zu erholen 😉

Geduldig und beständig wühlt sich unser Guffi durch den harten Schnee, doch selbst mit Schneeketten ist auf 2.200 m Schluss und es bleibt uns nichts anders übrig als zurückzufahren.

Doch auch die RP 43 Weg, die Pit und Nicole zurück nach Varvarco genommen haben, kennen wir noch nicht, also trübt das Umdrehen unsere Stimmung nicht. Und da hätten wir auch etwas verpasst, denn diese Straße zieht durch eine tolle Landschaft entlang eines tiefen Canyons, vorbei an faszinierenden Steinformationen und den heißen Quellen des Vulkans Domuyo, dem höchsten Berg von Patagonien.

Was haben wir für ein Glück! Wir bestaunen die heißen Quellen und Geysire am Fuße des Vulkans und genießen ein Bad im warmen Gebirgsbach beim Geysir los Tachos. Als wir am nächsten Tag noch ein bisschen höher hinauf fahren und erneut unseren Guffi in den Schnee jagen, beobachten wir am Horizont sogar noch einen Vulkanausbruch! Was für ein Erlebnis!

Am Vorabend schon haben wir die Wolke dort bemerkt, gescherzt und gelacht, dass diese so aussieht, als würde ein Vulkan ausbrechen. Wir Ahnungslosen 😀