Ursprünglich wollten wir ein Stück an der Ostküste Argentiniens entlang fahren, bevor wir uns wieder der Ruta 40 entlang der Anden widmen. Allerdings lassen uns Gerüchte über einen erneuten Lockdown eher zügig nach El Chalten fahren.

Dort angekommen können wir es kaum fassen, wieder haben wir bestes Wetter und der Cerro Torre und Fitz Roy lachen uns fast jeden Tag entgegen.

Noch etwas müde von der Aufregung und dem Schlafmangel der letzten Tage, wollen wir es gemütlich angehen und starten zu einer Mehrtageswanderung zur Laguna Torre und Laguna de los Tres am Fuße des Fitz Roy. Unsere Rucksäcke gepackt, marschieren wir bei strahlend blauem Himmel den riesigen Granittürmen entgegen und erst langsam realisieren wir, dass es tatsächlich passiert ist: Wir sind nach elf Monaten endlich wieder am argentinischen Festland! Es fühlt sich an, als würde unsere Reise nun von neuem beginnen.. und dafür sind wir mehr als bereit.

An der Laguna Torre angekommen, genießen wir die warme Sonne und den unglaublichen Ausblick auf die Berge. Das perfekte Panorama, um die ersten Bilder mit unserer neuen Kamera zu knipsen. Da unsere alte Kamera in Tierra del Fuego dem Regen zum Opfer gefallen ist, hat uns ein Freund (danke Rolo!) eine neue, gebrauchte Kamera aus Innsbruck mitgebracht.

Um uns in der Früh den Sonnenaufgang anzusehen, verbringen wir heute Nacht im Campamento Base d‘Agostini in einem kleinen Wald ein paar hundert Meter unterhalb der Lagune. Kurz vor der Dämmerung warten wir schon gespannt am Ufer der Laguna Torre auf die ersten Strahlen. Und als der Cerro Torre vor uns in rotem Licht erglüht, sich zu unseren Füßen im ruhigen Wasser der Laguna spiegelnd, sind wir sprachlos.

Nach einem guten Frühstück lassen wir den Cerro Torre hinter uns und peilen das Campamento Poincenot an, von dem man zur Laguna de los Tres aufsteigt. Da die Grenzen Argentiniens noch geschlossen sind, ist hier im Nationalpark kaum etwas los. Letztes Jahr noch sind uns hier Menschenmassen entgegengekommen und einen Zeltplatz musste man sogar reservieren. Das Ausharren hier hat sich also spätestens jetzt für uns gelohnt. Da wir schon recht früh beim Camp ankommen, steigen wir noch am selben Tag zu Laguna de los Tres auf und verbringen den restlichen Tag dort am Fuße des gigantischen Fitz Roy und seinen Trabanten, bevor wir zurück spazieren und unser Lager für die Nacht aufschlagen.

Und auch der nächste Morgen beginnt wieder mit einer atemberaubenden Aussicht. Diesmal leuchtet uns die Fitz Roy Kette rot entgegen und wir machen uns langsam wieder auf zurück nach El Chalten.

Zurück bei unserem Auto sehen wir schon den gelben VW Bus Piccolo von Pit und Nicole (@siwssoverlander.ch) und freuen uns schon sie endlich persönlich kennenzulernen. Oh wie lange ist das her, dass wir einmal andere Reisende getroffen haben?!

Die Zwei muss man einfach mögen! Später finden wir auch noch heraus, dass sie die Nacht im gleichen Camp verbracht haben wie wir, aber wir haben uns einfach nicht gesehen.

Unser nächster Ausflug führt uns zum Paso del Cuadrado, an die Rückseite des Fitz Roy. Vorbei an Piedra del Fraile führt die Wanderung steil hinauf. Hoch oben angekommen, umringt von Gletschern und Felsnadeln, bietet der Pass eine gigantische Aussicht auf die Bergwelt El Chaltens bis zum patagonischen Eisfeld am Ende des Tales.

Leider hatten wir Pech und konnten die Gipfel der Türme nicht sehen, doch auch so war es jeden Schritt hier hinauf wert. In unseren Augen ist das eine der schönsten Wanderungen hier und das will schon etwas heißen.

Zwischen unseren Wanderungen lassen wir es uns gut gehen, ausschlafen, in der Sonne sitzen und genießen hier zu sein. Pit und Nicole verwöhnen uns mit ihrer leckeren Pizza und gutem argentinischen Wein (und Whiskey), sodass wir uns von diesem Abend noch länger als von unseren Wanderungen erholen müssen. 😀

Der Aussichtspunkt Lomo del Pliegue Tumbado ist auch ein Muss hier und als sich das nächste Wetterfenster ankündigt, genießen wir einmal mehr den Blick auf diese faszinierende Landschaft.

Unser Wetterglück hält an. Denn auch an den Schlechtwettertagen sind nur die Bergspitzen in den Wolken. In El Chalten selbst strahlt jeden Tag die Sonne vom Himmel, sodass wir auch an diesen Tagen spazieren oder in der Nähe der Stadt klettern gehen können.  Unser Freund Rolo zeigt uns ein paar leichte Mehrseillängentouren und nur zu gerne folgen wir seiner Einladung gemeinsam mit ihm die Touren Gringo Taxi und ein paar Tage später Metro Suiza zu klettern. Was für ein Spaß!

Die großen Berge hier sind weitaus zu schwierig für uns, doch der Cerro Electrico am Rande der Giganten lockt uns schon seit unserem letzten Besuch hier. Wieder begleitet von blauem Himmel und Sonnenschein gehts hinauf zum Fuße des Gletschers, wo wir unser Zelt aufschlagen.  Wir kommen etwas später an als geplant, da wir uns beim Zustieg auf der falschen Bachseite verzetteln. Um den reißenden Gebirgsbach zu überqueren, müssen wir sogar einmal kurz das Seil auspacken.

Aufgrund der hohen Temperaturen wollen wir frühmorgens den Gletscher betreten. Nach einer äußerst warmen und komfortablen Nacht (und das ausgerechnet hier in El Chalten) starten wir noch im Dunkeln dem Gipfel entgegen. Während die Sonne gerade über die Hügel blitzt, endet die Nacht mit dem untergehenden Vollmond über dem patagonischen Eisfeld. Was für eine einmalige Stimmung! Die Landschaft wird von den ersten Sonnenstrahlen in ein warmes Licht getaucht und wir klettern die letzten Meter hinauf zum Gipfel. Einmal mehr hinterlässt uns dieser Ort sprachlos, aber mit einem riesigen Grinsen im Gesicht.

Schon circa drei Wochen sind wir nun schon in El Chalten und planen langsam unsere Weiterreise. Von unserem Freund wird uns die RP 41 zwischen dem Perito Moreno Nationalpark und Los Antiguos empfohlen. Diese wird gerade erst gebaut und sei abschnittsweise eine richtige Offroadstrecke. Das müssen wir natürlich gleich Pit & Nicole erzählen, die sofort dafür zu begeistern sind.

Bevor es losgeht, wollen wir noch das letzte gute Wetter hier nützen. Auf unserer Liste steht schon seit dem Vorjahr der Vuelto del Hielo, der Trek hinter den Granitbergen auf dem patagonischen Inlandeis. Die Temperaturen der letzten Wochen haben den Gletschern aber deutlich zugesetzt (was wir auch am Cerro Electrico schon merkten) und es wäre einfach zu gefährlich, nur zu 2 über das riesige Spaltenmeer zu gehen. Als Alternative und auch um das Inlandeis einmal aus der Nähe zu sehen, entschließen wir uns stattdessen für den Huemul Trek.

Schon frühmorgens spazieren wir am Campamento Toro vorbei, überqueren den Río Túnel mit der Tirolesa und kommen überraschend früh am Paso del Viento an. Wir kennen bereits den Anblick von Gletschern und Bergen, doch was sich uns hier bietet, ist eine andere Liga. Vor uns liegt das patagonische Eisfeld und obwohl wir nur einen kleinen Teil des 17.000 km2 großen Eisfeldes erblicken können, ist es mit Abschnitt die größte Eisfläche, die wir je gesehen haben. Ein Anblick, der auf Fotos kaum einzufangen ist und man mit eigenen Augen sehen muss!

Nach einer ausgedehnten Pause können wir uns schlussendlich losreißen und folgen dem Weg, der entlang des Gletschers weiterführt. Da wir recht früh unterwegs sind, ziehen wir auch am nächsten Camp vorbei Richtung Paso Huemul. Die Sonne geht bald unter und wir versuchen uns ein letztes Mal diesen Anblick über das Gletschermeer einzuprägen, bevor wir hinab zur Bahia de los Tempanos steigen, wo wir die Nacht verbringen.

Dort mündet der Viedma Gletscher in den Lago Viedma und es dauert nicht lange, bis wir hören, wie die Eisblöcke dort ins Wasser brechen.

Die Bahía de los Tempanos, die Bucht der Eisberge macht ihrem Namen alle Ehre, denn hier werden die meisten dieser Eisberge angetrieben und bieten vor allem in den Morgenstunden ein tolles Lichtspiel.

Entlang des Lago Viedma führt der Weg zur Bahía Túnel, von wo aus wir wieder nach El Chalten gelangen.

Kaum zu glauben, nach nur eineinhalb Tagen sind wir von dieser großen Runde wieder zurück beim Auto. Bevor wir weiter Richtung Norden fahren, genießen wir noch einen letzten Kletterausflug mit Rolo und machen uns anschließend auf den Weg zum Perito Moreno Nationalpark.

Was für ein Abschluss unserer Zeit hier an diesem magischen Ort.