Auf dem Weg nach Süden bleiben wir auf der chilenischen Seite. Wir fahren an Puerto Natales und Punta Arenas vorbei und kommen schließlich am Ende der Straße an, weiter südlich kann man mit dem Auto am amerikanischen Festland nicht fahren.
Hier an der Magellanstraße bleiben wir ein paar Tage. Wir wandern durch Matsch und Moor hinauf zum Monte Tarn und genießen die Aussicht über diese wilde Landschaft. Das Wetter wechselt stündlich zwischen Sonnenschein, Regen, Nebel und Sturm. Hier möchte man auch nicht der hiesige Wetterfrosch sein.

Dieser Ort ist wirklich beeindruckend. Als wir in der Früh von einem vorbeischwimmenden Wal geweckt werden und dann auch noch Seelöwen direkt vor unserem Auto vorbeischwimmen sehen, können wir nur noch staunen.

Das bestärkt uns einmal mehr noch zu bleiben und wir entscheiden uns spontan den mehrtägigen Trek zum Kap Froward zu machen. Dieser führt entlang der Magellanstraße bis zum Cruz de los Mares. Dort, am südlichsten Punkt des amerikanischen Festlands, treffen sich der Atlantik und Pazifik.
Am Weg sind natürlich ein paar Hindernisse zu überwinden. So muss man zum Beispiel drei große Flüsse queren, wobei der Wasserstand von den Gezeiten und dem Wetter abhängt. Da unser Handy hier aber keinen Empfang hat, können wir keinen Blick auf die Gezeitentabelle oder die Wettervorhersage werfen. Wir entscheiden uns also unsere Sachen zu packen und am nächsten Tag auf gut Glück zu starten.

Und tatsächlich, der nächste Tag beginnt mit einem untypisch blauen Himmel und strahlendem Sonnenschein. Unser Plan ist es früh zu starten, um es in einem Tag zum Cruz de los Mares und am Folgetag wieder zurückzuschaffen. So könnten wir den 4-5 Tages Trek abkürzen, was weniger Gepäck und Risiko für schlechtes Wetter bedeutet.

Die Flussdurchquerungen sind spannender als erwartet und das Wasser ist bitterkalt. Ein Fluss reicht uns sogar bis zur Brust. Da wir ja aber so gut informiert sind, haben wir aber keine Ahnung, ob wir diesen bei Ebbe oder Flut erreichen. Durch die wärmende Sonne und den ungewöhnlich windstillen Tag ist das Aus- und Anziehen aber nicht so schlimm wie gedacht.

Über Stock und (rutschigen) Stein entlang der Küste, durch Wälder und über das Hochmoor und drei Flüsse führt uns der Weg. Die 32 km zum Kap Froward fühlen sich definitiv länger an (unser GPS zeigt allerdings auch mehr als 40 km one way an). Aber kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir das Cruz de los Mares und genießen die wunderschöne Aussicht über die vielen Inseln und die Magellanstraße. Der Gedanke, dass sich genau hier die zwei Ozeane treffen, ist faszinierend.

Als wir im Dunkeln unser Zelt aufstellen, beginnt es zu regnen und zu stürmen. Wir verkriechen uns schnell in unsere warmen Schlafsäcke und hoffen beide insgeheim, dass sich das Wetter für den Rückweg bessern wird…

Doch der nächste Tag beginnt leider, wie der letzte zu Ende ging – mit Regen und Wind. Besorgt und eher still packen wir unsere Sachen und wandern los. “Ob die Flüsse nach einer so regenreichen Nacht überhaupt passierbar sind?”
Als wir beim ersten Fluss ankommen, sind wir überrascht. Am Vortag noch beinahe schwimmend, reicht uns das Wasser heute nur bis zur Hüfte. Wir müssen nicht einmal unsere Jacken ausziehen! Glücklich und nun wieder motiviert, hoffen wir auch die kommenden Flüsse bei Ebbe zu erreichen.
Aber weit gefehlt: Der nächste Fluss war nun so hoch, dass wir die 25 Meter durch das eiskalte Wasser ans andere Ufer schwimmen müssen. Das Aus- und Anziehen bei 8 Grad im strömenden Regen war dabei auch keine große Erleichterung.

Trotz des Wetters und der kleinen Unannehmlichkeiten lassen wir uns die Laune nicht verderben. Dabei helfen natürlich auch die Delphine, die uns ein Stückchen begleiten und genau vor unseren Augen jagen. Es ist immer wieder erstaunlich, wozu man fähig ist, wenn man keine andere Wahl hat. 😀

Aufgewärmt vom Gehen kommen wir zum dritten Fluss, der nun durch den Regen unpassierbar geworden ist. Glücklicherweise finden wir einen alternativen Weg über eine biberdammartige Brücke und sind erleichtert, diesmal angezogen bleiben zu können.
Nun sind wohl alle Hürden geschafft und wir freuen uns aufs trockene Auto.
Doch auch die kleinsten Bäche, welche wir am Vortag nicht einmal bemerkt haben, sind jetzt zu richtigen Flüssen angestiegen. So heißt es doch noch einmal ausziehen, einmal eine Brücke bauen und des Öfteren einfach springen…

Das Auto schon fast in Sicht, versperrt uns erneut ein Fluss den Weiterweg. Dieser ist so reißend, dass wir uns nicht trauen, ihn zu Fuß zu durchqueren. Nach einer kleinen Suchaktion finden wir flussaufwärts einen Baum, der über den Fluss gestürzt ist. Am Bauch, den rutschigen Baum zwischen den Beinen, arbeiten wir uns zentimeterweise ans andere Ufer.

Glücklich und auch sehr erleichtert kommen wir endlich bei unserem Auto an. Aus der gemütlichen 2-Tagestour wurde eher ein unerwartetes, aber großartiges Abenteuer.

Nachdem wir all unsere Sachen im Auto aufhängen, riecht unser Auto nun wie ein Hafenbecken und wir tuckeln mit unserem Fischkutter-Auto wieder retour nach Punta Arenas.