Vier Touren hat uns unser Freund Rolo hier in Bariloche empfohlen:  Den Cerro Lopez und den Cerro Tronador, eine Kletterei auf den Cerro Principal beim Refugio Frey und die Mehrtagestour, die Nahual Huapi Traverse.

Zurück in Bariloche zeigt der Wetterbericht noch ein paar gute Tage, sodass wir gleich unser nächstes Ziel in Angriff nehmen.

Das Refugio Frey liegt wunderschön an einem See, umringt von vielen kleineren und größeren Türmen, auf die hunderte Klettertouren in bestem Granit führen. Schon im Jahr zuvor sind wir dort hinauf gewandert, allerdings haben wir gleich bemerkt, dass die Kletterei für uns hier leider eine Nummer zu groß ist.

Doch wollen wir die empfohlene Tour auf den Cerro Principal, den höchsten der Türme, versuchen. Einmal mehr starten wir in dieser Woche im Dunkeln und dürfen einen roten Sonnenaufgang in den Bergen erleben. Nach den ersten gemütlichen Längen geht es dann gleich richtig los, steil zieht die Granitwand vor uns hinauf und ganz nach patagonischer Art tobt der Wind und bläst um den Turm herum. Bei der Hälfte der Tour haben wir genug, die Kletterei ist schwierig (obwohl es eine der leichtesten Touren hier ist) und vor allem für uns mental sehr herausfordernd, wobei der starke Wind da auch nicht besonders hilft. Einen Versuch war es aber jedenfalls wert und von hier oben das Refugio und den blauen See inmitten der herbstfarbenen Bäume zu sehen, entschädigt uns für den Rückzug.

Eine Tour bleibt also noch offen: Die Nahuel Huapi Traverse – der 4 Hütten-Trek und nur einen Schönwettertag haben wir übrig. Ob wir es schaffen würden, den Trek (immerhin 3400 hm und 40km) an einem Tag zu machen? Wir machen uns ja nicht viel aus Rückschlägen, aber da unsere letzten beiden Touren nicht „aufgegangen“ sind, noch einmal ein wackliger Versuch? 😀

Eine Schlechtwetterperiode kündigt sich an und da wir nun schon fast 4 Wochen in Bariloche sind, zieht es uns auch weiter .. also was solls, lass es uns versuchen!

Wir parken unser Auto am Campingplatz in Colonia Suiza (hier endet die Tour) und fahren mit dem Taxi zum Startpunkt beim Skigebiet Cerro Catedral. Die 40 Minuten warten im kalten und dunkeln auf unseren Taxifahrer, der natürlich verschlafen hat, hätte ich liebend gerne noch im Bett verbracht.

Etwas später als geplant starten wir unseren Tag, ziehen vorbei am Refugio Frey und der Laguna Schmoll, zu der wir im Jahr davor gewandert sind.

Zum Sonnenaufgang erreichen wir den ersten Pass und können nun erahnen, wohin uns unser Weg führt. Wir kommen flott voran und nachdem wir das nächste Tal durchquert haben, bietet sich uns beim nächsten Pass ein atemberaubender Anblick. Unter uns liegt das Refugio Jakob an einem tiefblauen, ruhigen See, in ihm spiegelnd die Berge, die sich an seinem Ende auftürmen. Das rote Dach des Refugios leuchtet im Einklang  mit den herbstroten Bäumen zu uns herauf. Alle paar Meter muss ich stehen bleiben und noch ein Foto schießen. Was für eine Szenerie!

Bald spazieren wir am Refugio vorbei und dem höchsten Punkt der Tour entgegen, dem Cerro Navidad. Laut Wanderführer ist das Begehen dieses Abschnitts nur mit einem Guide empfohlen, da er einige Kletterstellen und steile Schneefelder aufweist.

Gespannt steigen wir höher, die Kletterstellen sind deutlich leichter als beschrieben und in spaßiger Kraxelei schnell überwunden. Am Cerro Navidad angekommen genießen wir die Aussicht und eine ausgedehnte Pause, bevor wir ins nächste Tal hinabsteigen. Die Schneefelder sind um diese Jahreszeit nur noch klein und die steilen Hänge schneefrei, sodass auch das keine Schwierigkeiten darstellt. Nach einer etwas mühsameren Passage durch Sumpf, Bach und dichtere Büsche, nehmen wir den nächsten Anstieg zum Refugio Laguna Negra und weiter zum Cerro Bailey Willis in Angriff.

Nun steht uns nur ein noch ein letzter Anstieg bevor: Am Ende des Tales ragt der Cerro Lopez in die Höhe. Genau zum Sonnenuntergang stehen wir dort oben, stolz, dass wir die Tour tatsächlich an einem Tag geschafft haben und überwältigt von den Eindrücken, die wir hier heute erlebt haben. Unter uns glitzert das Wasser des Lago Nahuel Huapi und die letzten Sonnenstrahlen erleuchten Bariloche.

Einen schöneren Abschied von diesem Ort kann man sich nicht wünschen!