Die Tage werden länger und endlich erreichen auch die ersten Sonnenstrahlen wieder unser Stellplatz beim Rio Pipo. Genau zu Mittag schafft es die Sonne nun schon eine halbe Stunde zu unserem Platz und wir genießen jeden einzelnen Sonnenstrahl, vor allem da wir wieder zurück in Phase 1 des Lockdowns sind und unsere Erkundungstouren in die Berge gerade pausieren müssen.

Natürlich haben wir auch unsere schlechten Momente, fragen uns, wann das denn endlich alles enden wird und ob es wohl die richtige Entscheidung war, hier stur die Zeit abzusetzen, anstatt nach Hause zu fliegen. Doch wir sind ja losgezogen um ein Abenteuer zu erleben. Natürlich hatten wir ein anderes im Sinn, doch abenteuerlich ist diese Zeit hier auf jeden Fall.

Der erneute Jahreswechsel erinnert uns daran, wie lange wir schon hier sind. Und doch kommt es uns vor, als hätten wir unsere Reise erst angetreten. Er fühlt sich an, als würden sich die Uhren daheim weiterdrehen, doch hier steht die Zeit für uns einfach still. Immer noch haben wir in uns eine kleine Hoffnung, dass wir bald zumindest ein bisschen weiterreisen können, vielleicht ja zumindest innerhalb Argentiniens.

In der Zwischenzeit und da dieses Mal die Restriktionen rascher gelockert werden, genießen wir den Frühling hier. In der ganzen Zeit hier sind uns unsere Nachbarn und ihre drei lieben Kinder wirklich ans Herz gewachsen und die Unternehmungen mit ihnen machen uns riesig Spaß. Und sechs von sieben Geburtstagen haben wir nun auch schon zusammen verbracht. Wir scherzen schon, dass wir uns vermutlich auch noch unterm Weihnachtsbaum umarmen werden.

Die Ski werden verstaut und die Wanderschuhe ausgepackt. Zahlreiche Touren kann man hier machen und natürlich müssen wir uns auch die Orte, bei denen wir im Winter waren, nochmals ohne Schnee ansehen. Es gibt also viel zu tun!

Der Schnee und das Eis geben jetzt die vielen wunderschönen und tiefblauen Lagunen in den Bergen frei. Einer der schönsten und abwechslungsreichsten Wanderungen ist für uns die Wanderung von Andorra zur Laguna del Caminante und über den Paso de la Oveja. Hier erlebt man Feuerland in einem Tag. Der Weg führt über das für hier so typische Moorland, einen verwunschenen Wald mit liebevoll hergerichteten Bücken hinauf zur glasklaren türkisen Laguna, an dessen Ufer man sich im Gras perfekt eine kleine Pause gönnen kann. Anschließend geht es über Schneefelder hinauf zum Paso de la Oveja wo die Landschaft immer karger und alpiner wird und am Weg auf der anderen Seite hinunter kann man sich noch eine eindrucksvolle, riesige Eishöhle ansehen und den Blick das Tal hinaus zum Beagle – Kanal genießen.

Zum ersten Mal dürfen wir uns nun auch über den Paso Garibaldi fahren. Mariam, die wir hier kennengelernt haben und hier in der Forschung tätig ist, fragt uns, ob wir sie zur Peninsula Mitre begleiten wollen. Mit einer Handvoll Leuten wird intensiv daran gearbeitet, die wilde und ursprüngliche Halbinsel im Osten von Feuerland unter Schutz zu stellen. Gemeinsam verbringen wir dort in der Hütte Puesto la Chaira einige Tage und schließen diesen Ort sofort in unser Herz. Nun ja,  vielleicht die Gerüche nicht ganz, ist doch genau vor der Eingangstüre ein Pferd verendet, das der Landschaft bei schlecht stehendem Wind eine Note verleiht, auf die wir auch verzichten könnten.

Wir freuen uns aber, dass wir Mariam bei ein paar Reparaturen zur Hand gehen und so diesem Ort und auch ihr etwas zurückgeben können. Mariam hat uns nämlich im Winter stets mit Infos zu den Orten und Bergtouren versorgt.

Nach den lustigen Tagen mit Mariam entschließen wir uns noch ein paar Tage in der Gegend zu bleiben und genießen die schöne Landschaft rund um das Cabo San Pablo. Wir treffen uns dort mit unserer befreundeten Familie und Jaqueline zeigt uns einen exquisiten Campspot an der Küste. Dort staunen wir über die lustigen Steinformationen am Strand und besichtigen das Schiffswrack der Desdémona.