Spontan ändern sich unsere Reisepläne ein bisschen, denn Karoline, Klemens‘ Schwester kommt uns besuchen. Gemeinsam wollen wir uns El Chalten ansehen. Also packen wir unsere Sachen, um sie rechtzeitig vom Flughafen in El Calafate abzuholen. Als wir am Weg dorthin den Fitz Roy am Horizont entdecken, müssen wir uns zurückhalten, nicht jetzt schon nach El Chalten abzubiegen.
Wir freuen uns aber schon auf ein Wiedersehen mit Karo und düsen weiter nach El Calafate, wo wir das Auto noch besuchertauglich machen, bevor wir sie am nächsten Tag in unsere Arme schließen können.

Nun sind wir zu dritt unterwegs und nach einem ausgelassenen Willkommens-Grill-Abend zieht es uns alle nach El Chalten. Dort werden wir, ganz nach patagonischer Manier, von wechselhaftem und windigem Wetter in Empfang genommen. Doch die Wetteraussichten versprechen schon bald Besserung. Immer wieder erhaschen wir einen Blick auf den gigantischen Cerro Fitz Roy und seine Trabanten, doch der Cerro Torre versteckt sich weiter hinter den Wolken.

El Chalten hat aber auch bei schlechterem Wetter viel zu bieten. So erkunden wir in den kommenden Tagen die Gegend mit kleinen Ausflügen und ab und zu blinzelt sogar die Sonne hinter den Wolken hervor.

Natürlich ist El Chalten ein Muss für jeden Reisenden und so treffen wir auch auf ein paar bekannte Gesichter. Besonders freuen wir uns Britt und Jeroen, „die Belgier“, die wir schon in Piedra Parada getroffen haben, wiederzusehen.

Ein paar Schlechtwettertage haben wir noch vor uns, bevor es besser werden soll. Wir überlegen in der Zwischenzeit zum Perito Moreno Gletscher zu fahren und dann zum Schönwetterfenster wieder zurückzukommen. Als ich leider krank werde, müssen Karo und Klemens allein zum Gletscher weiterziehen und wir hoffen alle, dass ich bis zum guten Wetter wieder fit bin.

Bei ihrer Rückkehr nach El Chalten bringen Karo und Klemens die Sonne mit. Blauer Himmel, Sonnenschein und kein Wind! So kann das Wetter also hier auch sein.

Klemens und Karo nützen die ersten beiden Schönwettertage um zur Laguna Torre zu wandern und dort den Sonnenaufgang zu sehen. Ich hüte noch schweren Herzens aber brav das Bett.

Und das Ausruhen hat sich gelohnt. Gerade noch rechtzeitig fühle ich mich besser und Klemens und ich können eine Bergtour zum Mojon Rojo starten. Karo passt inzwischen auf unseren “Guffi” auf.

Wir marschieren über das Campo Poincenot zur Laguna Sucia und je näher wir den steilen Granitwänden kommen, umso mehr wird uns ihre Größe bewusst. Ein bisschen oberhalb der Laguna schlagen wir unser Zelt auf. Die Aussicht ist gigantisch: unter uns liegt die tiefblaue Laguna und über uns ragt der Fitz Roy in die Höhe. Das Wetter ist mild und es ist fast windstill. Eine so angenehme Nacht in den Bergen hatten wir wohl noch nie- und das ausgerechnet hier in El Chalten!

Als wir am nächsten Morgen zum Gletscher starten, taucht die aufgehende Sonne die Granittürme in ein wunderschönes Licht. An Momente wie diesen werden wir uns sicher noch lange erinnern.

Nach ein wenig Schneestapfen über den Gletscher und anschließender Blockkletterei kommen wir am Gipfel an, wo sich uns ein wahnsinns Panorama bietet. Wir können uns an diesen Bergen, Seen und Gletschern gar nicht satt sehen, also lassen wir uns Zeit bevor wir den Rückweg antreten.
Nach einer ausgedehnten Gipfelpause führt uns der Heimweg wieder an der Laguna Sucia vorbei und wir können einer Abkühlung nicht widerstehen. So heißts Klamotten aus und ab in den eiskalten See, an dessen Ende die Eisblöcke vom Gletscher des Fitz Roy ins Wasser krachen.

Was für ein Tag!

Ein paar Tage bleiben uns noch mit Karo. Nach einem Abend bei argentinischem Steak und Bier lassen wir El Chalten hinter uns. Nicht weit entfernt bestaunen wir einige alte Wandmalereien und besichtigen einen versteinerten Wald.

Doch nun heißt es Abschied nehmen und wir bringen Karo wieder zum Flughafen. Ehe wir uns versehen sind wir wieder zu zweit unterwegs.