Der Norden Argentiniens, endlich ist es so weit.

Unser erstes Ziel ist der Nationalpark La Payunia. Wunderschöne Bilder und faszinierende Berichte haben wir schon über das Gebiet mit den unzähligen Vulkanen gesehen und gehört. Leider aber auch immer mehr darüber, dass der Eintritt (bald?) nur mit einem gemieteten Auto inklusive Guide möglich ist. Wir wollen es dennoch versuchen.

Von Süden aus kommend gibt es kein Schild, keinen Ranger oder Ähnliches, sodass wir langsam weiter in den Park hinein fahren. Doch weit gefehlt, gerade unser Nachtlager aufgeschlagen, bekommen wir Besuch von einem Ranger, der uns des Parks verweist. Tatsächlich darf man den Park nur noch mit einem Guide betreten. Dass diese Touren allerdings nur von Malargüe aus  (200 km nördlich von hier) angeboten werden und auch noch Unsummen kosten, macht das Ganze wenig attraktiv.  Noch dazu sei der Park momentan wegen Covid ohnehin geschlossen und die Entscheidung wird uns abgenommen. Immerhin dürfen wir die Nacht noch hier verbringen.

Etwas enttäuscht von dieser Regelung ziehen wir weiter. Aber es gibt ja noch viele andere schöne Orte, die nur auf uns warten. An Malargüe vorbei peilen wir das Valle Hermoso, „das schöne Tal“ an. Mittlerweile ist es schon recht kühl, doch noch liegt kein Schnee und das berühmte Skigebiet Las Leñas ist noch nicht geöffnet.

Nach dem Skigebiet endet der Asphalt und eine steile Schotterstraße bringt uns höher hinauf in die Berge. Was für ein Glück wir haben, dass hier noch nicht viel Schnee liegt. Wieder einmal sind wir etwas spät unterwegs und erreichen den Pass genau zu Sonnenuntergang. Die letzten Strahlen färben den Himmel rot und orange und lassen die schneebedeckten Berge im Westen noch gigantischer wirken.  Auch wenn das Schlafplatzsuchen im Dunkeln etwas mühsamer ist, ist so eine Sonnenuntergangsfahrt einfach unbezahlbar.

Früh morgens schon machen wir uns auf in das Valle Hermoso. Als wir die Serpentinen auf der anderen Seite hinunterfahren,  liegt das Tal noch kalt und blau unter uns. Und dann mit den ersten Sonnenstrahlen erwacht das ganze Tal plötzlich zum Leben. Die gelben Grasbüschel beginnen regelrecht zu leuchten und die Berge werden in ein samtiges Grün gekleidet. Das Valle Hermoso macht seinem Namen wirklich alle Ehre!

Dort biegen wir in das nahegelegene Tal ab und auf unserem Weg entlang des Rio Atuel werden wir wieder von einem unglaublichen Sonnenuntergang überrascht. Die Schneefahnen auf den Bergen und die Wolken sehen aus, als würden sie in Flammen stehen.

Bei Dunkelheit kommen wir beim berühmten Hotel Sosneado an, das in den 50er Jahren aufgelassen wurde. Die wunderschöne Thermenanlage mit dem türkisfarbenen Wasser und die gut gebauten Steinmauern des Hotels lassen erahnen, wie schön dieser Ort damals gewesen sein muss. Leider ist das Wasser bei unserem Besuch zu kalt für ein Bad. Noch dazu riecht es so arg nach Schwefel, dass schon mein Socken, mit dem ich unabsichtlich hineingetreten bin, unserem Auto tagelang einen gewissen Eiergeruch verleiht.

Zwischen den alten Mauern herumzuspazieren, während die Berge in tiefen Wolken gehüllt sind, macht aber genauso Spaß.

Und das ist nicht das einzige Highlight, das dieses Tal zu bieten hat. Ganz am Ende findet man eine alte Minenstadt, eine Schwefelfabrik und die Reste einer Seilbahn, die zur Schwefelmine auf über 4.000 m hinaufführte.

Der Fahrweg hinauf zur Mine ist mittlerweile leider abgesperrt, doch die alte Fabrik und die Steinhäuser hier unten sind wirklich sehenswert. Man kann zwischen den alten Gebäuden und Becken herumstreichen, in jeden Raum hineinsehen und sich vorstellen, wie es wohl damals ausgesehen hat und mutmaßen wie die Schwefelverarbeitung abgelaufen ist. Ohne Absperrung allein auf Erkundungstour zu gehen, das wäre bei uns zu Hause sicherlich nicht erlaubt. Dafür gibt es hier aber auch wenig Info darüber.

Wir bleiben ein paar Tage im Valle Sosneado, denn es wurde ein weiterer Lockdown für einige Tage ausgerufen und hier lässt es sich gut aushalten. Die Berge rundherum sind nun schon leicht angezuckert, doch noch ist die Sonne angenehm warm und die Abendstimmung hier unglaublich schön.

Der kurze Lockdown ist schon wieder vorüber und wir lassen das Valle Sosneado hinter uns und wir machen uns auf zum Cañon del Atuel, einem Canyon zwischen El Nihuil und San Rafael. Wir werden von einem strahlendblauem Himmel begleitet und am Ende des Canyons mit einem fantastischen Blick über den Stausee Valle Grande belohnt. Erst später erfahren wir, dass es hier in der Nähe auch Sanddünen gibt. Aber da wissen wir auch noch nicht, dass wir im Norden Argentiniens mehr als nur dafür entschädigt werden. Aber das ist eine Geschichte, die ihr später noch hören werdet.. und bis dorthin werden wir noch so einiges erleben.