Nach fast zwei Jahren seit Beginn unseres Projektes konnte es uns jetzt nicht schnell genug gehen und ich durchforstete das Internet wie wahnsinnig nach einem guten und schnellen Angebot unser Auto zu verschiffen.
Schlussendlich haben wir uns für eine Containerverschiffung durch eine Schweizer Firma entschieden und die Firma konnte uns sogar an einen anderen Reisenden vermitteln, sodass wir uns einen 40’HC Container teilen konnten. Das war zwar immer noch etwas teurer als der „Roll-on-Roll-off“ Transport, aber den Gedanken ein beschädigtes Auto nach der RoRo Verschiffung in Empfang zu nehmen konnten wir nicht ertragen – und davon gab es im Internet genug Horrorgeschichten zu lesen.
Unser Termin und die Schiffsroute standen nun fest: unser Auto sollte von Basel über den Rhein nach Antwerpen und anschließend von dort nach Montevideo gebracht werden.
Nun hatten wir noch knapp 3 Wochen um unser Auto reisetauglich zu machen und zu packen. Das sollte ja kein Problem sein…
Um das Auto offiziell anmelden zu können fehlte noch eine Abnahme vom TÜV. Da die ursprüngliche Einzelgenehmigung mittlerweile abgelaufen war und auch die Umbauten sehr umfangreich ausfielen, war dies unumgänglich. Mit etwas Bauchweh vereinbarten wir einen Termin und fuhren ein paar Tage später zur Fahrzeugüberprüfung. Nicht auszudenken was der Prüfer alles bemängeln könnte, immerhin war ja alles selbstgebaut.
Der Prüfer stellte ein paar Fragen und sah sich das Auto genau an. Umso überraschter waren wir als er meinte das sei alles gut gebaut und er hätte nichts zu beanstanden. Er würde das Fahrzeug noch zu einem „Wohnmobil“ umtypisieren und dann sollte einer Anmeldung auch nichts mehr im Wege stehen (in der Zulassung heißt es nun: „Aufbauänderung- Umbau zum Wohnmobil in Verbindung mit Hubdach“). Im Zuge dessen wurden auch noch die neuen Felgen mit den größeren Reifen und der selbstgebaute Schnorchel eingetragen. Noch erstaunter waren wir, dass uns diese Einzelgenehmigung nur ca. 150 € kostete. Wir hatten schon mit Hunderten gerechnet oder es zumindest befürchtet. Endlich schien einmal alles zu funktionieren.
Allerdings fiel uns in der Zwischenzeit ein eigenartiges Klopfgeräusch unseres Motors auf. Nach Konsultieren verschiedener Mechaniker und Motorspezialisten hatten wir mehr Meinungen als konsultierte Experten. Diese reichten von „das ist ein ernstes Problem“ bis zu „das ist normal bei alten Dieselmotoren“. Die anfängliche Hoffnung, das würde sich nach ein paar gefahrenen Kilometern legen, bestätigte sich leider nicht und das verunsicherte uns noch mehr. Immerhin hatten wir den Motor ja selbst instand gesetzt- und noch dazu zum ersten Mal. Da konnten wir uns schon vorstellen den ein oder anderen Punkt in der Reparaturanleitung falsch ausgeführt zu haben.
Um jeden Preis wollten wir verhindern hier ein ernsthaftes Problem zu übersehen und dieses dann vielleicht sogar noch in Südamerika lösen zu müssen. Also beschlossen wir „zur Quelle“ zu fahren- nach Graz zur S-Tec. Ein Freund von Klemens (Danke danke danke noch einmal Tino!) konnte uns kurzfristig einen Termin beschaffen und so hieß es – eine Woche vor unserer Verschiffung in Basel – auf nach Graz zur Überprüfung des Motors! Bis dahin hatten wir noch ein paar Kleinigkeiten adaptiert sowie endlich den Wassertank montiert- und immer noch nicht gepackt. Wir konnten nur hoffen, dass die S-Tec keinen groben Fehler bei unserem Auto finden würde, andernfalls könnten wir sogar unser Schiff verpassen!
Mit einem mulmigen Gefühl, auch weil wir mit dem G noch nie eine längere Strecke gefahren sind, fuhren wir die Nacht durch (die paar „Kleinigkeiten“ wie zuvor noch schnell Radlager einstellen etc . dauerten dann doch ein wenig länger) und kamen in der Früh gerade rechtzeitig zu unserem Termin in Graz an. Punktlandung!
Ich kann es kaum beschreiben wie erleichtert wir waren, als uns der Mechaniker sagte, dass unser Auto tip top in Schuss war und das Motorgeräusch normal sei. Manche Motoren des Typs OM 602 scheinen einfach etwas rauer zu laufen. Er sei zwar keine Rakete, auch wegen des Luftwiderstandes, aber ansonsten wäre alles bestens. Nachdem ca. 40 Minuten der ursprünglich eingeplanten 3 Stunden vergangen waren war die Vorstellung vorbei und der Mechaniker meinte er wisse nicht, was er sich noch anschauen solle- es wäre wirklich alles in Ordnung. Wir standen glücklich und müde in Graz und freuten uns riesig.
So konnten wir noch einen feinen Tag und Abend mit Klemens’ Grazer Freunden verbringen, uns verabschieden und am folgenden Tag wieder zufrieden nach Tirol tuckern.
Denn hier wartete natürlich noch Arbeit auf uns. Die Tage vergingen rasend schnell und das Packen verzögerte sich immer mehr zwischen kleinen Erledigungen am Auto (wie zum Beispiel eine Dachbox zu finden und für die Ski passend zu machen) und Besorgungen von Dingen, die wir mit dem Auto mitschicken wollten. Und so war der Tag vor der Verschiffung gekommen und das Packen duldete keinen Aufschub mehr. Da die Reederei auch eine Auflistung aller transportierten Dinge benötigte hämmerte Klemens in die Tasten, während ich versuchte unser Hab und Gut in den G zu stopfen – absolutes Chaos und keine Zeit um irgendetwas zu sortieren oder zu ordnen- Hauptsache es war im Auto.
Unser Plan diesmal nicht in der Nacht nach Basel zu fahren (wie eben ein paar Tage zuvor nach Graz) klappte natürlich überhaupt nicht. Nachdem ich noch einen Platz für die Skistöcke in unserer Dachbox fand, konnten wir nach einem Mitternachtssnack nach Basel aufbrechen- und kamen rechtzeitig in der Früh beim Hafen an. Wieder Punktlandung. Hier lernten wir auch unseren „Verschiffungs-Gefährten“ Daniel und seinen Landrover Defender kennen. Das Verladen der Autos ging schnell und ehe wir uns versahen saßen wir schon wieder im Zug nach Hause.
Jetzt war erst einmal Ausschlafen angesagt.
Nachdem sich die Müdigkeit gelegt hatte mussten wir uns erst einmal daran gewöhnen nicht jeden Tag in die Werkstatt zu gehen- ein tolles Gefühl, vor allem für mich 😀
Jetzt begannen die sonst normalen Reisevorbereitungen wie Flug und Hotel nach und in Montevideo buchen, internationale Führerschein/ Zulassung beantragen, letzte Impfungen etc. Und natürlich wollten wir auch die sozialen Kontakte, die während der letzten 2 Jahren zu kurz gekommen waren, pflegen und die Zeit mit unseren Lieben vor unserer Abreise genießen.
Nach einigen vergossenen Tränen (zugegeben eher von meiner Seite) flogen wir, bereit für das neue Jahr und unser Abenteuer, am 31.12.2019 von Zürich über Lissabon und Sao Paulo nach Montevideo. Zum Glück für Klemens. So hatte er sein Versprechen mir gegenüber, unsere Reise im Jahr 2019 anzutreten noch haarscharf halten können. Europa verließen wir um 23:50 Uhr. Punktlandung III.
(genauere Infos zur Verschiffung und den Reisevorbereitungen könnt ihr auf der Seite „Reisevorbereitungen“ finden)